Wie das so ist, wenn man eigentlich gerade all seine Kraft und Energie in den Abschluss eines Projekts stecken sollte, strahlen auf einmal ganz viele Ideen nach oben, was man denn noch so alles machen könnte. Anstatt mich also Tag und Nacht nur in meine Doktorarbeit zu stürzen, habe ich in den letzten Wochen immer mal wieder ein paar Stunden eingebaut, in denen ich mich einem neuen Projekt gewidmet habe:

Seit mittlerweile fast 13 Jahren verfasse ich hier Buchkritiken aus allen Genres. Im Laufe der Zeit hat sich dann auf der Webseite ein Schwerpunkt auf phantastische Literatur – also Science-Fiction und Fantasy – herausgebildet – das ist einfach das, was ich gerne lese. Da die kritische Seite nie speziell auf diese Art von Büchern ausgelegt war, musste ein neues Format her.

Außerdem hat es mir im Laufe der Zeit immer weniger Spaß gemacht, die Buchkritiken zu schreiben: Ich sitze tagein, tagaus im Büro vor meinem Rechner, lese wissenschaftliche Paper, werte Daten aus und versuche daraus einen spannenden und wissenschaftlich wertvollen Text von mehreren hundert Seiten zu machen, da fehlt mir abends dann einfach die Lust, mich über die Pros und Cons von Romanen auszulassen oder längere Genre-Betrachtungen zu schreiben.

Der letzte Punkt war dann einfach der Wunsch, etwas Neues auszuprobieren: Nachdem ich jetzt seit einigen Monaten regelmäßig amerikanische Science-Fiction- und Fantasy-Podcasts höre, hat mich gestört, dass es nur sehr wenige deutschsprachige entsprechende Podcasts gibt, die sich auf Science-Fiction- und Fantasy-Bücher konzentrieren. Als Herausforderung an mich selbst und um mal wieder ein komplett neues Gebiet reinzuschauen, lag die Idee, selbst einen solchen Podcast aufzunehmen, nahe.

Weltenflüstern -  Science-Fiction- und Fantasy-Literatur im Podcast

Nach zwei Testausgaben (1, 2) im Rahmen der kritischen Seite, die sowohl mir großen Spaß gemacht haben, als auch bei den Hörern auf positive Resonanz gestoßen sind, gibt es jetzt: Weltenflüstern – Science-Fiction- und Fantasy-Literatur im Podcast.

Der Plan ist jetzt, mich jeden Monat für euch hinter das Mikro zu stellen und euch neben Buchkritiken auch Kurzgeschichten und den ein oder anderen Kinofilm vorzustellen. Wenn ihr mir dabei zuhören wollt: weltenfluestern.de

Die kritische Seite wird auf jeden Fall als Archiv online bleiben, neue Artikel wird es hier in der nächsten Zeit wohl nicht mehr geben. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich sie irgendwann in der Zukunft mal wiederbelebe…

Und wieder habe ich es nicht geschafft, den geplanten Rhythmus aufrecht zu erhalten. Vielleicht sollte ich es einfach nicht mehr probieren…

Heute gibt es für euch die Nebelgeborenen-Trilogie von Brandon Sanderson, den neuen Roman von Andreas Eschbach Herr aller Dinge und eine Reaktion auf das unsägliche Interview der FAZ mit Harun Maye.

Viel Spaß!

P.S.: Wie ich gerade gemerkt habe, habe ich die August-Ausgabe gleich nochmal als September-Ausgabe zweitverwertet. Sorry dafür. Die fehlende Ausgabe schiebe ich in ein/zwei Wochen nach. Aber wieso sagt denn Keiner was?

Nachdem mich die Fantasy-Reihe über den Elfenbeinthron regelrecht umgehauen hatte, konnte mich Tad Williams mit Otherland nicht so wirklich überzeugen. Die (virtuelle) Welt, die er geschaffen hat, war zwar faszinierend, der Handlung fehlte es für mich aber leider an Tiefe und Spannung. In Singapur hat sich jetzt ein Spieleentwickler hingesetzt und versucht, diese vielschichtige Welt in ein Computerspiel – genau genommen ein Massive Multiplayer Online Roleplaying Game (MMORPG) – umzusetzen. Der erste Trailer scheint schonmal recht vielversprechend:

Schöner historischer Roman.

Im 14. Jahrhundert wird die Heimat von Bernat und seinem kleinen Sohn Arnaud von einem brutalen Lehnsherrn beherrscht. Bernat flüchtet eines Tages mit Arnaud nach Barcolona, wo sie bei Verwandten Unterschlupf finden, um nach einem Jahr freie Bürger der Stadt werden zu können.

Arnaud wächst in Barcelona auf, beginnt als Lastenträger zu arbeiten und hilft auch beim Bau einer Kathedrale mit.  Langsam steigt Arnaud in den nächsten Jahren zu einem der angesehensten Bürger der Stadt auf, während die Pest den Menschen das Leben schwer macht.

Eine Hauptperson, deren Leben eng mit dem Bau einer Kathedrale verknüpft ist – wer da an Ken Folletts Die Säulen der Erde denkt,liegt gar nicht so falsch. Die Parallelen zwischen den beiden Romanen sind nicht zu übersehen, auch wenn der Ort ein anderer ist.

Insgesamt hat mir Die Kathedrale des Meeres als das erste Werk von Falcones gut gefallen und macht Lust auf mehr. Auch wenn es an der deutschen Übersetzung nichts auszusetzen gibt, ist es doch schade, mangels  Sprachkenntnissen das Original nicht lesen zu können.

Falcones hat hier mit viel historischem Hintergrundwissen einen schönen historischen Roman geschrieben. Die Hauptfigur Arnaud ist überzeigend dargestellt, das Auf und Ab in dessen Leben hat der Autor in eine durchgehend spannende Handlung verpackt. Im offensichtlichen Vergleich zu Die Säulen der Erde muss ich dann aber doch sagen, dass mir der (ältere) Roman Folletts dann doch ein Stück besser gefallen hat.

Diesmal mit knapp einer Woche Verspätung, dafür vollgepackt mit fast 30 Minuten Lese-Empfehlungen. Diesmal mit:

Bücher

Kurzgeschichten

Wenn euch die Folge gefallen hat, könnt ihr den Podcast gerne abonnieren und/oder mir einen Kommentar hinterlassen. Für Lob, Kritik und Anregungen bin ich immer dankbar.

Vor einigen Wochen ist mit Booklamp eine amerikanische Webseite gestartet, die uns Lesern in den nächsten Jahren viel Freude machen könnte, von der ich aber auch hoffe, dass sie nicht zu einflussvoll wird. Die Rede ist von Booklamp, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Art, wie wir neue Bücher entdecken, zu verändern.

Es gibt im Netz schon einige Seiten, die einem Leser Buchempfehlungen anbieten, die auf seinen persönlichen Geschmack abgestimmt sind. Diese setzen in erster Linie auf das von Amazon bekannte Prinzip „Kunden, die X kauften, kauften auch Y“ und damit auf einen sozialen Ansatz. Bei Amazon funktioniert das über das gerade angeschaute Buch oder im Rahmen der persönlichen Empfehlungen auf der Grundlage der eigenen Surf- und Kauf-Geschichte und auf Community-Seiten wie Lovelybooks oder Goodreads über die Übereinstimmung von Bücherregalen.

Booklamp setzt hier auf einen komplett anderen Ansatz, der eher dem des Musik-Empfehlungsdienstes Pandora (in Deutschland leider nicht mehr verfügbar, wie so oft) entspricht: Mithilfe umfassener Algorithmen analysiert das zugrundeliegende Book Genome Project den Inhalt von Romanen und berechnet daraus die sogenannte BookDNA. Diese besteht auf der einen Seite aus der StoryDNA, mit der Elemente der Geschichte erfasst werden. Also ob Medizin vorkommt, epische Schlachten oder Liebeskummer. Auf der anderen Seite steht die LanguageDNA, die sich mit sprachlichen Eigenschaften des Romans befasst: wie schnell die Handlung fortschreitet, wie dicht er geschrieben ist, wieviele Beschreibungen vorkommen und so weiter. Dabei unterscheidet die BookDNA beispielsweise knapp 550 unterschiedliche Elemente der StoryDNA und umfasst mittlerweile knapp 640 Millionen Datenpunkte von gut 20.000 Büchern, was 30.000 Datenpunkten pro Buch entspricht.

Aktuell kann man sich mit Booklamp nur anzeigen lassen, welche Bücher eine ähnliche StoryDNA haben, wie ein ausgewähltes Buch oder sich Bücher mit einem besonders hohen Anteil eines bestimmten Story-Elements heraussuchen. Außerdem ist die Datenbank bislang auf 20.000 englischsprachige Bücher beschränkt. Mehr Funktionalität und mehr Bücher sollen aber in den nächsten Wochen und Monaten folgen. Dabei hat Booklamp nicht den Anspruch, die perfekte Lese-Empfehlung zu geben, sondern will das Regal zur Auswahl mit Büchern bestücken, die einem gefallen werden, wenn man sie mit nach Hause nimmt. Es blendet dabei Popularitätswerte und andere soziale Faktoren bewusst aus und orientiert sich nur am Inhalt der Romane.

Booklamp ist (und bleibt) kostenlos, da es für die Macher in erster Linie als Demonstration der Fähigkeiten des zugrundeliegenden Book Genome Projects fungiert, das das Startup wiederum an Verlage lizensieren will, um die Marktfähigkeit von Büchern besser einschätzen zu können. Und genau hier kommen wir zu dem Punkt, wo ich hoffe, dass dieses ambitionierte Projekt nicht zuviel Erfolg hat: Falls sich die Verlage in einer fernen Zukunft bei ihren Entscheidungen, ob sie ein Buch veröffentlichen oder nicht, sehr stark an den entsprechenden marktgängigen Sory- oder Sprach-Elementen orientieren, würde dies den Buchmarkt noch weiter einengen und auf einen angenommenen Mainstream hin ausrichten. Aktuell wünsche ich den Machern in den USA aber noch viel Erfolg und freue mich über eine neue Art, spannenden Lesestoff zu entdecken.

Nachdem der August hier in Oldenburg bisher total ins Wasser gefallen ist, hatte ich genug Zeit, die zweite Folge des Podcasts der kritischen Seite fertig zu stellen. Here it comes:

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Shownotes